Nachhallzeit heute

Die Vorteile einer optimal eingestellten Nachhallzeit sind tatsächlich unbestritten. Die Nachhallzeit zählt nach wie vor zu den bedeutendsten Parametern in der Raumakustik. Sie beeinflusst massgeblich die Klangqualität eines Raumes und ist entscheidend für eine angenehme Hörerfahrung in verschiedenen Umgebungen wie Konzertsälen, Theater, Kinoa, Veranstaltungslokalen, Büros, Wohnräumen usw. Eine gut abgestimmte Nachhallzeit kann die Sprachverständlichkeit verbessern, störende Echoeffekte minimieren und insgesamt zu einem ausgewogeneren Klangerlebnis beitragen.

Tatsächlich können Räume trotz identischer Nachhallzeiten sehr unterschiedlich klingen. Neben der Qualität des Nachhalls spielen mehrere weitere Faktoren eine entscheidene Rolle.

Nachhallzeit ist nicht gleich Nachhallzeit

Die wichtigsten Faktoren:

  • Der Verlauf der Nachhallzeit in verschiedenen Frequenzbereichen
  • Die Raumgeometrie und die Materialeigenschaften von Wänden, Decke und Boden beeinflussen die Qualität der Schallfelder
  • Die zeitliche Verteilung und Qualität der Schallreflexionen haben großen Einfluss auf den wahrgenommenen Klangeindruck
  • Die Modulation von Schallsignalen durch den Raum beeinflusst die Klarheit und Verständlichkeit von Sprache und Musik

Die Raumimpulsantwort

Bis in die 1960er Jahre konzentrierte sich die Akustikforschung hauptsächlich auf die Berechnung der statistischen Nachhallzeit nach den Formeln von Sabine oder Norris-Eyring. Mit der Einführung der Stereophonie und den Zusammenhängen des richtungshöhrens, wuchs das Interesse an einer detaillierten Untersuchung des Schallfeldverhaltens im Raum. Um dieses komplexe Phänomen besser zu verstehen, wurde es notwendig, nicht nur die Nachhallzeit, sondern auch die zeitliche Struktur des Schallfelds zu analysieren.

Mit der Time Delay Spectrometry (TDS) entwicklete Richard C. Heyser die passende Methode zur Analyse der Raumimpulsantwort, welche heute die Standardprozedur zur raumakustischen Untersuchung ist.

Mit der Einführung des Konzepts des mittleren freien Weges (Mean Free Path) durch Carl F. Eyring um 1930 wurde der Grundstein für eine dualistische Betrachtung von Schallwellen und Schallteilchen gelegt. Diese Grundlage ermöglichte, die eine detaillierte zeitliche Analyse des Schallfelds mittels Time Delay Spectrometry.

Dies ermöglicht die Analyse einzelner Reflexionen sowie ihre zeitliche Zunahme, bis durch die zunehmende Isotropie schließlich ein diffuses Schallfeld und damit das statistische Nachhallfeld  entsteht.

Neben der schalltechnischen Analyse ermöglicht TDS auch Untersuchungen der Raumeinflüsse und liefert Antworten auf die Frage:

Warum wir hören, was wir hören?