Die passende Mischung macht die gute Akustik aus

Akustik setzt sich aus vielen Teildisziplinen zusammen, die auf sehr komplexe Art mit einander verwoben sind. Wenngelich die Akustik längst zu einer eigenständigen multidisziplinären Wissenschaft herangewachsen ist, wird sie nach wie vor fast ausschliesslich aus physikalischer Perspektive geplant.

Es kommt die Frage auf, ob unter diesen Umständen die Technikklausel „Stand von Wissenschaft und Technik“, welche unter anderem im USG zur Anwendung kommt, überhaupt noch erfüllt wird? In Artikel 1, Absatz 2, USG steht: Im Sinne der Vorsorge sind Einwirkungen, die schädlich oder lästig werden könnten, frühzeitig zu begrenzen“12. In Artikel 11, Absatz 2, USG steht ausserdem: Unabhängig von der bestehenden Umweltbelastung sind Emissionen im Rahmen der Vorsorge so weit zu begrenzen, als dies technisch und betrieblich möglich und wirtschaftlich tragbar ist“13. Und in Artikel 15, Immissionsgrenzwerte für Lärm und Erschütterungen, heisst es: „Die Immissionsgrenzwerte für Lärm und Erschütterungen sind so festzulegen, dass nach dem Stand der Wissenschaft oder der Erfahrung Immissionen unterhalb dieser Werte die Bevölkerung in ihrem Wohlbefinden nicht erheblich stören“ 

Zur Arbeit im praktischen Alltag, wird ein stark vereinfachendes Raster zur Unterteilung benötigt. Es ist eingeteilt nach Fachgebieten und richtet sich nach Nachfrage, Problemen und Art der Kundschaft.

Aber Akustik hält sich nicht an von Menschen gemachte, systematische Unterteilungen oder Vorschriften – sie funktioniert auch ohne Menschen. Die Einhaltung von Gesetzen, Normen und Regelwerken kann also nicht Ziel „guter Akustik“ sein. Jedoch handelt es sich um unbestreitbar um wichtige Voraussetzungen. Empathie, Feingefühl und Fachkompetenz vorausgesetzt, sind sie ein mächtiges Werkzeug zum Erreichen „guter Akustik“

Der Mensch hat keine eingebaute Referenz, sondern erlebt Akustik subjektiv. Sogar wenn der Mensch über eine eingebaute Referenz verfügen würde, würde er immer noch den menschlichen Grenzen und der menschlichen Unzulänglichkeit, wie beispielsweise körperliche Verfassung und Stimmung, unterliegen. Die präzise Berechnung, Messung und Auswertung ist zwar unerlässlich für verbindliche Aussagen, aber letztendlich entscheidet einzig und allein nur die individuell erlebte Akustik über die Qualität der akustischen Behaglichkeit.

Seit einigen Jahren wurde damit begonnen, die gesundheitlichen und die ökonomischen Auswirkungen von Lärm im Detail zu erforschen. Die Resultate sind zum Teil erschreckend, Stichwort „Lärm macht krank“.

Zahlreiche Massnahmen müssen auf Basis einer breiten Palette von Werkzeugen umgesetzt werden. Angefangen mit der Verfassung und dem Umweltschutzgesetz (USG), der LärmschutzVerordnung (LSV), dem Schallschutz im Hochbau (SIA181), der Hörsamkeit in kleinen bis mittelgrossen Räumen (DIN 18041) oder die Messung der Nachhallzeit von Räumen mit Hinweis auf andere akustische Parameter (EN ISO 3382), die Sprachverständlichkeit mit dem Sprachverständlichkeitsindex (SN EN 16268-16) und bis hin zu vielen anderen Regelungen eines riesigen Normenwerks und von Gesetzessammlungen.

Hören und Sehen erfassen im Gegensatz zu den übrigen Sinnen, immer den ganzen Raum. Das Hören lässt sich allerdings nicht so leicht fokussieren oder sogar abschalten wie das Sehen. Die beiden Sinne ergänzen sich fast perfekt in allem Erlebten. Offensichtlich sind sie weit stärker miteinander verbunden, als bisher angenommen wurde.

Prozessreichenfolge auditiver Wahrnehmung:

  • ƒAufmerksamkeitszuwendung zum Geräusch gleich Aufmerksamkeitsabwendung von anderen
    Tätigkeiten. Vor allem bei impulsartigen Geräuschen.
  • ƒDurch den Urreflex „Abwehrbereitschaft“ wird der Hirnstamm zentral stimuliert, was zur Ver-
    änderung der Durchblutung und zur Anspannung der Muskeln führt.
  • Verdeckung des erwünschten Schalls durch den unerwünschten Schall.
  • Zum Ausgleich erwarteter Negativ-Folgen des Geräuschs, reagiert man mit einer Anstrengung
    zum Erkennen des erwünschten Schalls.
  • Falls Erfolgschancen absehbar sind, folgt erhöhte Anstrengung zur Bekämpfung der Störung. Im Fall eines Misserfolgs reagiert man mit Verärgerung und fühlt sich belästigt.