Vom Weltklasse-Studio bis zum Heimstudio

Beim Einrichten oder Bau eines Ton-Studios, steht am Anfang immer die gleiche Frage:

Ist der Ort überhaupt geeignet?

Oft ist innerhalb der ersten Minuten offensichtlich, dass ein Gebäude nicht wirklich für ein Studio geeignet ist. Wenn es aber trotzdem an diesem Ort sein soll, dann finden wir einen Weg!

Schallschutz ist nicht verhandelbar:

Bevor überhaupt an das Einrichten, das Design und den “Groove” gedacht wird, muss unbedingt der Schallschutz überdacht werden. Dabei geht einerseits darum, dass die Nachbarschaft vom Studio nicht gestört wird, andererseits darum, dass der Studiobetrieb von der Nachbarschaft nicht gestört wird:

Genügt der Schallschutz nicht, so ist die Arbeit nicht möglich!

Jeder Raum hat einen Zweck:

Ist der Schallschutz ausreichend, geht es um die Raumakustik.

Jeder Raum hat eine bestimmte Aufgabe und die bestimmt, wie der Raum klingen muss

 Je kleiner ein Raum, umso schwieriger wird es,  die Raumakustik darin zu konditionieren, sodass der Raum gleichmässig und ausgewogen klingt.

Bei akustischen Instrumenten spielt die Raumgrösse eine entscheidende Rolle. In einem kleinen Raum kann kein Raumklang entstehen, der einer Streichergruppe oder einer akustischen Gitarre zum Klingen bringt. Für einen natürlichen Klang akustischer Instrumente brauchet es eine Mindestfläche von 30 m2, um einen natürlichen, angemessenen Klang zu erreichen.

Die Tonregie, Herz und Hirn des Studios:

In der Tonregie werden kritische Entscheidungen gefällt und davon hängt der Erfolg der Produktion ab. Zu diesem Zweck, muss die gesamte Akustik stimmen. Hierbei geht es nicht um den Frequenzgang der Lautsprecher, sondern um Vertrauen in das System. Stimmt der Raum nicht, merkt man es sofort. Wenn eine Mischung ausserhalb des Studios anders klingt als in der Regie, ist sie nicht mehreitsfähig.

Eine Tonregie ist sind mit einem Operationssaal vergleichbar

Eine Tonregie ist ein steriler, genau kontrollierter Raum, in dem Präzision an oberster Stelle steht. Heute ist Präzision noch wichtiger, weil oft allein gemischt wird und niemand anderes Pegel, Balance oder Qualität überwacht.

Glaub nicht an Schaumstoff:

Viele glauben, mit Schaustoff an die Wand zu kleben, die Raumakustik verbessern zu können und erreichen damit das Gegenteil.

Schaumstoff an den Wänden stört die Klangbalance

Schaumstoff an den Wänden absorbiert nur hohe Frequenzen. Mit Schaustoff kann die Nachhallzeit im Raum nicht gleichmässig gesenkt werden. Der Raum beginnt unnatürlich dumpf zu klingen und dröhnt. Schaustoff nützt oft nur dem Verkäufer und kann korrekte raumakustische Konditionierung unabhängig der Nutzung, nicht ersetzen.

Wann braucht es den Akustiker:

Nicht jeder kann sich ein richtiges Studio leisten. Wer es mit aufnehmen, mischen und mastern ernst meint, braucht den professionellen Rat eines Raumakustikers!

Der Akustiker stimmt Raum und Systems professionell aufeinander ab

Zwar kostet es Geld, ist es aber wert und erspart eine Menge Kummer. Eine Klangbalance die stimmt kann in einem schlecht abgestimmten Raum nicht beurteilt werden – es wird einfach nicht funktionieren!

Das Hauptproblem kleiner Räumen sind Verzerrungen des Klangs durch Raummoden. Bestimmte Frequenzen dröhnen oder verschwinden, abhängig davon, wo man sitzt. Kein noch so toller EQ, super DSP oder fantastische Plug-Ins können solche Fehler beseitigen. Das ist nur mit der Korrektur der Raumakustik und passender Aufstellung möglich!

Die Physik gibt immer den Ton an:

In den letzten Jahrzehnten und erst recht mit dem Aufkommen des 3d Sounds, kamen immer raffiniertere, teils virtuelle intelligente und selbstjustierende und mit AI versehene Monitoringsysteme auf den Markt. Angeblich können dadurch bessere Mischungen gemacht werden.

Akustik unterliegt noch immer den gleichen physikalischen Gesetzen

Um es klar zu sagen: Raumakustik kann nicht mit DSP-Power gemacht, sondern nur mit passender raumakustischer Konditionierung richtig eingestellt werden!

Und zuletzt entscheiden die Ohren:

Damit sich in einem Raum ein Signal korrekt beurteilen lässt, genügt es nicht, dass die physikalischen Raumeigenschaften korrekt eingestellt sind. Damit die auditive Wahrnehmung korrekt ist, bedarf es physikalischer Raumakustikeigenschaften, welche hörphysiologische und psychophisikalische Anforderungen erfüllen. Das ist  für ein Heistudio mit begrenzten finanzeillen Möglichkeiten ebenso machbar, wie für ein Weltklasse-Studio.

Unabhänig eines jeden Studiokonzepts müssen folgende Bedingungen erfüllt werden:

  1. Ein Regieraum muss so eingerichtet sein, dass erste Reflexionen erst nach 15 ms an der Hörposition eintreffen.
  2. Frühe Reflexionen sollen mindestens 15 dB leiser als der Direktschall sein, um korrekte Lokalisation, frei von unerwüschter Klangverfärbung zu gwährleisten.

In den letzten Jahrzehnten gab es verschiedenste Lösungen zum „perfekten“ Regieraum. Unabhängig des gewünschten Konzepts ist zur guten Hörsamkeit der kombinierter Ansatz aus gezielter Absorption und kontrollierter Reflexion mittlerweile die Standardlösung.